Wie kommt Taiko, das Japanische Trommeln, nach Nordstemmen?
Veranlasst durch einen beruflich bedingten Auslandsaufenthalt Ihres Mannes lebte die Gründerin und Leiterin unserer Gruppe, Dagmar Becker, von 2001-2008 in Japan. Während dieser 7 Jahre hat sie das Taiko spielen in Japan erlernt, und gibt es nun an uns weiter.
Die Initialzündung dazu kam bereits nach wenigen Monaten im Land der aufgehenden Sonne. Im Oktober 2001 wurde an der DSTY (Deutsche Schule Tokyo Yokohama) wie jedes Jahr traditionell ein „Oktoberfest“ gefeiert. Im Rahmen dieser Veranstaltung trat auch eine Taikogruppe auf, die mit Ihrer Vorstellung die Zuschauer begeisterte. Bei vielen Deutschen entstand sofort der Wunsch „Wow, das will ich auch machen!“. Gesagt, getan. Der Leiter der Gruppe Waraku-kai SHOU, Noboru Tanaka, wurde gefragt, ob er bereit sei, den Deutschen aus dem DSTY-Umfeld Taiko-Unterricht zu erteilen. Er wollte, und lies sich auf das aus seiner Sicht sicherlich als Abenteuer zu bezeichnende Experiment ein, eine Gruppe von Langnasen im Taiko zu unterrichten – was er übrigens heute immer noch tut.
Am Anfang trainierte Dagmar in dieser rein deutschen Übungsgruppe. Bedingt dadurch, dass Auslandsentsendungen üblicherweise ca. 3-4 Jahre dauern, herrschte in dieser Gruppe eine relativ hohe Fluktuation, laufend gingen die alten und es kamen neue Mitspieler. Es wurde quasi ständig wieder bei Null begonnen, so dass kein richtiger Fortschritt möglich war. Auch Tanaka-sensei (Sensei: jap. „Meister, Lehrer“) merkte dies, und bot Dagmar nach 2 Jahren an, in eine seiner japanischen Taiko-Gruppen zu wechseln.
Dies war dann das genaue Gegenteil. In eine rein japanische Gruppe mit relativ erfahrenen Spielern als Quereinsteiger einzusteigen, ist anfangs eine mehr als harte Schule, mit einer Menge Frust. Dies beginnt bei der Sprachbarriere und damit, dass man so gut wie keine Erklärungen versteht – alles geht nur in rasendem Japanisch, niemand spricht Deutsch und so gut wie kein Englisch – und endet bei dem sich selbst auferlegten (falschen) Ziel, in möglichst kurzer Zeit die Stücke erlernen zu wollen, die die anderen schon über Jahre hinweg eingeübt haben.
Aber mit der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Japaner klappte dies im Laufe der Zeit immer besser, so dass das japanische Trommeln zu der neuen Leidenschaft von Dagmar wurde. Die Trainingshäufigkeit und -intensität nahm stetig zu. Mit einem offensichtlich guten Ergebnis, denn als sie 2008 wieder nach Deutschland zurückkehrte, erhielt sie von Ihrem Meister die Berechtigung, in seinem Namen selbst Schüler in dem von ihm geprägten Stil zu unterrichten, und seine selbst komponierten Stücke weiterzugeben.
Im November 2008 kam Tanaka-sensei dann mit einigen Spielern seiner Gruppe Waraku-kai SHOU aus Tokio für eine kleine Konzerttournee nach Deutschland, wobei natürlich auch eine Vorstellung bei uns stattfand. Diese kam beim bis dahin in Taiko-Unkenntnis weilenden Nordstemmer Publikum so gut an, dass Dagmar zahlreiche Anfragen bekam, diese tolle Sache doch auch bei uns anzubieten. Was sie dann auch machte – ab Juni 2009 gibt es jetzt Taiko in Nordstemmen!
Organisatorisch ist das Ganze so angelegt, dass wir eine Abteilung des örtlichen Sportvereins MTV Nordstemmen sind. Damit ist unser Sportverein unseres Wissens der einzige in Deutschland, der eine Taiko-Abteilung hat. Wir haben hierbei Wert darauf gelegt, dass man am Taiko-Unterricht auch dann teilnehmen kann, falls man aus irgendwelchen Gründen nicht Vereinsmitglied werden möchte. Der jährliche Vereinsbeitrag wird in diesem Fall so umgelegt, dass sich die monatliche Gebühr für das Taiko-Training entsprechend erhöht.
Als Taiko-Gruppe tragen wir den Namen „Nanami Daiko“. Wir spielen ausschließlich eigene Stücke unseres japanischen Lehrers Noboru Tanaka. Der Stil von Tanaka-sensei ist klassisch und traditionell, beim Spielen kraftvoll und athletisch ausgeprägt.